Rouen im Frühling – eine Reise zu Freunden – 2025
Reise der INITIATIVE BÜRGERBEGEGNUNGEN HANNOVER-ROUEN
im Rahmen der Städtepartnerschaft, 7.-13. April 2025
Endlich war es soweit: Die jährliche Bürgerbegegnung im Rahmen unserer Städtepartnerschaft fand dieses Mal in Rouen statt. 19 Teilnehmer*innen der IBHR machten sich auf, und in rund 10 Stunden per ICE, TGV, Metro mit Umsteigen in Paris und „NO_MA_D“-Zug erreichten wir ROUEN. Am Bahnhof erwartete uns unsere Partnergruppe AMIS DU JUMELAGE Rouen-Hanovre: welche Wiedersehensfreude auf beiden Seiten und herzlicher Empfang der neuen Teilnehmer*innen!
Was uns zusammenhält
Mit wenigen Worten: Unsere Begegnungen lassen immer wieder einen Hauch Faszination ahnen, getragen von Wohlwollen und Vertrauen aller Teilnehmer*innen untereinander – ein Gefühl, das sich auch gleich auf die Neuen unter uns übertrug. Angefangen bei der liebevollen Aufnahme zuhause bei unseren französischen Gastgeber*innen (private Unterbringung wird immer angestrebt), die Teilnahme mit ihnen am gemeinsamen Besuchsprogramm, kreativ gestaltet und kompetent begleitet vom Organisations-Team der AMIS DU JUMELAGE. Was für besondere Erlebnisse mit immer wieder neu aufkommendem Gesprächsstoff. Es ist jedes Mal eine Woche tiefen Eintauchens in französische Lebenswelten – eine einzigartige Chance, Bürger*innen unserer Partnerstadt so intensiv kennenzulernen. Das ist gewiss viel mehr, als es eine touristischen Reise erwarten lassen könnte.
Dank guter Sprachkenntnisse der Teilnehmenden ergaben sich ganz von selbst intensive Gespräch: Wie denken wir heutzutage über unsere Geschichte, über das aktuelle Weltgeschehen? Wie leben wir mit Kindern, wie sieht unsere Arbeitswelt aus – und was machen wir mit zunehmendem Alter? Oft kommen wir zu sehr ähnlichen Ansichten, stellen aber auch fest, dass das jeweils erlernte Geschichtsverständnis, Kultur, Lebensgewohnheiten und Sprachbegriffe ebenfalls signifikante Unterschiede sichtbar machen können. Angefangen beim Tischdecken, wobei die Gabel immer mit den Zinken nach unten gelegt wird (offenbar eine Reminiszenz aus der Revolution) oder die wunderbare Sitte, vorm Dessert noch Käse anzubieten. Man könnte sich daran gewöhnen! Ja, nicht zu vergessen, die Tricks, den Käse richtig zu portionieren …
Ein weiteres Beispiel ist die unterschiedlich in unseren beiden Sprachen bezeichnete Landung der Alliierten 1944 in der Normandie: Im deutschen Sprachgebrauch üblicherweise als „die Invasion“ bezeichnet, während man in Frankreich vom „le débarquement“ spricht. Hier offenbaren sich sehr verschiedene Sichtweisen. Erleichtert und dankbar stellen wir dann immer wieder fest, wie sich die Zeiten gewandelt haben. So, wie es beim Rathausempfang unserer beiden Partnerschaftsgruppen immer wieder hieß „vive l’amitié franco-allemande“.
Rouen erfindet sich immer wieder neu
Diese geschichtsträchtige Stadt, mit ihren mannigfaltigen historischer Zeugnissen – sichtbar wie auch etwas verborgen – macht immer wieder neugierig auf Entdeckungstouren. Wer regelmäßig mit uns zu diesen Begegnungen mitgefahren ist, wird sicherlich bemerkt haben, dass z.B. der „fléche“, die seit Jahren umhüllte Turmspitze auf der Kathedrale, langsam fertig zu werden scheint. Die Vollendung wird vermutlich wohl beim nächsten Besuch sichtbar sein. Dennoch, die prachtvolle Fassade wie auch der faszinierende Innenraum der Kathedrale sind immer wieder ein Highlight, dem man sich auch nach Jahren intensiver Rouen-Tuchfühlung kaum entziehen kann. Dieses Jahr wurde der Besuch von der Luminiscence-Show gekrönt: Atemberaubende Licht-Projektionen am Abend im Innenraum, abgestimmt mit klassischer Musik und Chor, ergänzt von Erzählungen zu historischen Ereignissen rund um diese ehrwürdige Kathedrale.
Aber auch wenn man all diese sehenswerten Orte und Objekte bereits kennt … Rouen begeistert immer wieder mit neuen Ideen und Gestaltungen im öffentlichen Raum, sei es das Justizministerium, dessen Fassadenschäden kunstvoll mit Legosteinen „repariert“ wurden, seien es neu gestaltete Plätze, Grünflächen und Fassaden die ihren alten Charme bewahrt haben und mit neuem Flair so erfrischend anders wirken. Die vielen Cafés und Bistros mit ihrer verlockend kreativen Fusionskochkunst, das quirlige Leben in den Altstadtgassen, die kleinen Boutiquen, Trödel- und Antiquitäten-Läden … welch’ eine Freude, hier zu stöbern oder einfach dem Treiben zuzuschauen …
Das Angebot, zwischen zeitgleich stattfindenden Programmpunkten zu wählen, machte uns Gästen die Auswahl sehr schwer: Führung durch die Altstadt, Archiv des Nationalen Bildungsmuseums, Museum der Schönen Künste, Architektur-Hochschule oder der Besuch einer ehemaligen Posamentenfabrik, ein Spaziergang über den Britischen Soldatenfriedhof Saint-Sever, durch den Forêt monumentale mit seinen Kunstwerken oder den Wildpark Clères … Eine Führung hinter die Kulissen gab uns Einblicke in die Arbeitswelten und Strukturen des Opernhauses in Rouen.
Das Historial Jeanne d’Arc im erzbischöflichen Palast, das dem Gedenken an die berühmte Jungfrau von Orléans gewidmet ist, zeigte uns in den authentischen Räumen ihre Verurteilung 1431 wie auch ihre Rehabilitierung 1456 in historischer Abfolge per moderner Szenografie. Ein Erlebnis an magischem Ort!
Und natürlich haben haben wir auch diesmal einen herrlichen Tagesausflug ans Meer unternommen. Unsere Gastgeber*innen sind mit uns per PKW nach Fécamp gefahren. Das neue, hochmoderne Fischerei-Museum konnte besucht werden, und wer mochte, bummelte durch das hübsche Städtchen, spazierte am Kieselstrand entlang oder warf einen Blick in die Bénédictiner-Abtei und kostete ihren berühmten Likör.
Am letzten Tag standen die Abteien Saint-Georges de Boscherville mit großartiger fachlicher Führung und Jumiège auf dem Programm – ein Traum, Frankreichs „größte und schönste Ruine“ bei strahlendem Sonnenschein zu durchstreifen.
Dieses für uns ausgearbeitete Besuchsprogramm, sorgsam, liebevoll arrangiert, war so gelungenen und wieder einmal mit ganz neuen Themen. Das war „spitze“ – großes Kompliment! Es war eine Freude, daran teilzunehmen. Unsere besondere Anerkennung und unser herzlicher Dank gilt dem Organisations-Team der AMIS DU JUMELAGE und all den helfenden Händen.
Zwischendurch hatten sich die Komitees beider Partnerschaftsorganisationen wieder zu einer Arbeitssitzung getroffen – ein wichtiger Informationsaustausch, in der beide Gruppen diesmal ihre rechtlich und organisatorisch unterschiedlichen Strukturen erläutert haben wie auch ihre Aufgaben, Erfahrungen und Zielsetzungen. Außerdem wurden Denkanstöße für verschiedene Aufgabenfelder diskutiert. Dieser Erfahrungsaustausch wird unsere Zusammenarbeit nachhaltig noch harmonischer machen.
Mit welchen Gedanken nehmen wir Abschied?
Es sind Dankbarkeit und Freude über die außerordentliche Gastfreundschaft der Gastgeber*innen unserer Partnergruppe wie auch das sehr interessante Programm. Hier offenbart sich so viel Wohlwollen, Offenheit, Vertrauen, Kreativität wie auch Lust, gemeinsam etwas erleben zu wollen – eben vor Ort die französische Kultur zu interpretieren und uns näher zu bringen. Ja, und es ist einfach herrlich für uns gewesen, daran teilzuhaben und in gewisser Weise dabei „über den Tellerrand zu schauen“. Ein ganz großes Dankeschön an die AMIS DU JUMELAGE für die herzliche Aufnahme und liebevolle Betreuung.
Schon jetzt keimen in uns Überlegungen auf, wie wir im nächsten Jahr den Gegenbesuch unserer Freunde gestalten könnten – zumal 2026 ein Jubiläum ansteht: 60 Jahre Städtepartnerschaft Hannover-Rouen! Seien wir also gespannt … Freuen wir uns zunächst über unsere weiter gewachsenen Kontakte und die Verbundenheit mit unseren Freunden in Rouen. Gewiss wird es private „Zwischenbegegnungen“ geben, bevor wir im Herbst hier mit vereinten Kräften in uns gehen und die Ärmel hochkrempeln, um unseren Gästen der AMIS DU JUMELAGE eine schöne Woche im nächsten Jahr in Hannover bereiten zu können. Wir freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen!
Das Team der IBHR
Gudrun – Heiner – Silvia – Barbara